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Samstag, 29. März 2014

Kleider machen Leute

Ich wundere mich immer und immer wieder was gewisse Menschen unter gutem Geschmack verstehen. Oder unter Zweckmässigkeit. Wie kommt man auf die Idee mit 40 Centimeter hohen Hacken und schneeweissen, hautengen und arschbetonten Hosen auf einen Spielplatz zu gehen? Vielleicht geht sie ja mit dem Pyjama zur Arbeit? Keine Ahnung, aber irgendwie habe ich da was gewaltig verwechselt. Und bin statt auf dem Spielplatz auf einer heimlichen Castingshow gelandet. Hab zwar überall nach der Jury gesucht und musste dann aber mit Bedauern feststellen, dass doch keine Jury da war. Ich konnte zwar froh sein, sonst wäre ich selber noch unter die Räder gekommen, da ich mein hässliches, unpassendes und ultrabequemes Outfit angezogen hatte. Ich hatte mich auch schon gewundert, dass gerade die ältesten Damen mich ansprachen. Ich muss unbedingt meinen Stil ändern, meine grauen Haare nachfärben und meinen Termin für die nächsten Botox-Spritzen um einen Monat vorverschieben.

Nun gut, zurück zu der Weisshosentusse. Es sah ja wunderbar aus wie sie über Wiese und Kieselsteine haspelte. Irgendwie war sie mir auf Anhieb sympathisch, da sie sich für uns alle zum Affen machte.

Eigentlich bin ich nicht mehr so prüde eingestellt, was Mode betrifft, seit ich Millivanilli kenne. Und die haben mir wahrhaftig einiges gezeigt, und das meine ich im wahrsten Sinne des Wortes. Ob freiwillig oder unfreiwillig, will ich mal ausser Acht lassen. Millivanilli sind zwei junge Damen, die es durchaus im Griff haben, sich absolut egozentrisch anzuziehen. Ich liebe die Beiden. Von weissen Netzstrümpfen über durchsichtige Blusen und Kopftücher wo sich die sichtbaren Haare pfeifengerade aufstellen, ist da eben alles dabei. Anfangs dachte ich, sie hätte Leim anstatt Haargel auf ihr Haupt geschmiert, doch nach Tag zehn und zehnmal Haare wie elektrisch geladen und einem crazy Outfit, musste ich feststellen, dass das eben so ist, wie es ist. Herrlich, sage ich euch. Ihr würdet alle zu bekennenden Voyeueren werden, das garantiere ich euch.

Früher als ich noch auf dem Land wohnte, wandte ich beschämend meinen Blick ab. Doch heute liebe ich die visuellen Orgasmen, stelle mein Kopfkino ein, fange an zu schmunzeln, und geniesse die Show. Denn ich muss einfach hinschauen. Ehe ich dann zehn Minuten später davonrenne, mich in der Toilette einschliesse, um dann anschliessend fünfundvierzig Minuten herzhaft laut zu lachen, bis mir Tränen in den Augen stehen und Bauchweh bekomme, weil ich einfach nicht anders kann. Aber Lachen ist ja zum Glück gesund. Oder vielleicht habe ich einfach keinen Geschmack als Landei.

Und überhaupt: Gummistiefel können auch sexy sein. Selbst wenn sie knallgelb sind. Das will ich mal gesagt haben...

Herzlichst Madame Blanc, werde in Zukunft alle Frauenmagazine kaufen, keine Shopping Queen Sendung mehr verpassen, um immer auf dem neusten Stand zu sein und dankt Millivanilli für die gute Unterhaltung. Bleibt so wie ihr seid.

Und denkt daran liebe Leute: Schämt euch nicht, da draussen gibt es immer jemand, der noch beschissener angezogen ist als ihr :-)

Dienstag, 25. März 2014

Kränzlein winden

Diesen Eintrag widme ich einem Herrn, der es tatsächlich gewagt hat, den Mund aufzumachen, ohne dass irgendwelche Flüssigkeiten dabei rauskamen. Nein, weise und gewählte Worte. Ich werde ihm ein "Kränzlein winden". Oder wie sagt man? Naja, egal... Ihr wisst was ich meine (hoffe ich zumindest)....

Nun gut, ich hatte fünf Jahre bei einer Ärztin als medizinische Praxisassistentin gearbeitet. Da meine Chefin das Wort Pünktlichkeit nur aus Vorlesungen theoretisch kannte, nahm sie es mit der Zeit nicht so genau. Hätte sie die Praxis in der Karibik gehabt, hätten die zwei Stunden Verspätung natürlich keine Rolle gespielt. Aber ja, wir waren ja in der Schweiz.

Daher musste ich Patienten, welche früh eingetragen waren, vertrösten, die Chefin möge so bald als möglich kommen. Und das war praktisch jeden Tag so. Ich dachte schon, ihr eine Uhr zum Geburtstag zu kaufen, liess es aber bei dem Gedanken daran wie ihr Gesicht aussehen würde in diesem Moment, schnell wieder fallen. Ganz zu schweigen an die Lohnkürzungen, die das zur Folge gehabt hätten. Und der Versuch mich hochzuschlafen scheiterte daran, dass meine Chefin eben eine SIE war. Das wollte ich dann doch nicht riskieren.

Ja, mein Job als medizinische Vertrösterin war dann mit viel Unmut seitens Patienten gespickt. Uuuui, die kannten Wörter, die ich vielleicht aus Pornos kannte, oder vielleicht sogar zum ersten mal hörte. Da staute sich eine Wut in ihnen auf, dass gewettert wurde. Fand das ja ziemlich amüsant und musste ja dann doch schmunzeln. Ich war also doch nicht die einzige, die kein Arschkriecher war.

Denkste.... Kaum kam sie herein zur Tür, waren alle freudestrahlend, schweigend auf ihrem holzigen Stuhl. Hui, da war ich aber froh, dass Ruhe eingekehrt war, wenn auch eine etwas stillere Ruhe. Denn: Es ging vom Zeitpunkt an, an dem sie reinkam wieder geballte 20 Minuten. Jawohl, in diesen 20 Minuten konnten sich Wut, Emotionen und Zorn so schön stauen. Sie musste sich ja das Mäntelchen anziehen, und natürlich noch sämtliche Berichte durchsehen. Nachdem alles erledigt war, wurde auch schon der erste Patient hereingepfiffen. Ja, die zuvor böse Mimik verwandelte sich nun in ein breites Lächeln.
Nur einer blieb stur: (Mein absoluter Held) Jawohl, und das ist eben Harry (Name von Redaktion geändert). Der hatte den Mumm, ihr die Meinung zu blasen. Ich war so angetan von der Handlung, dass er ihr gerade die Meinung geigte, dass ich eigentlich alles was er ihr gesagt hatte nicht wirklich mitbekommen hatte. Ich schwelgte in dem Moment im siebten Himmel und war dankbar, dass doch noch einer seinen trockenen Mund aufmachte. Yeeeaaah, war das schön. Ich sah nur deren Gesichter, welche sich binnen Sekunden von fröhlich, fragend, zornig oder merkwürdig verwandelten. Ha, er hat es getan. BRAVO..... Der erste in meiner Karriere als Arzthelferin und leider bislang auch der letzte. Man wünschte sich mehr solcher mutigen Taten. Was kann den schon passieren? Dein Hausarzt wird dir, solange seine Praxis gut läuft, bestimmt keine scheuern. Der braucht Euch.

Eure Madame Blanc (Möge sie noch einen auf Harry trinken, und wird mir noch lange in guter Erinnerung bleiben, RESPECT)